Einige Banken haben Ihre Zahlen fürs abgelaufene Jahr 2023 bereits veröffentlicht. Die anderen werden noch folgen. Doch bereits jetzt kann man sagen, dass es ein ausserordentlich gutes Jahr war für die Banken. Sie strichen Rekordgewinne ein. Doch warum eigentlich? Dieser Frage möchten wir in diesem Beitrag nachgehen.

Rekordgewinne der Banken 2023

Es braucht keine vertiefte Recherche. Ein Blick in die Google-News reicht. Wer dort nach Bank Gewinn 2023 sucht, findet haufenweise Schlagzeilen über die Rekordergebnisse der Banken im 2023 und keinen über gesunkene Gewinne (abgesehen von der UBS im vierten Quartal):

  • Basler Kantonalbank steigert Gewinn 2023
  • BKB-Tochter Bank Cler verbessert Gewinn
  • Thurgauer Kantonalbank erzielt 2023 einen Rekordgewinn
  • ZKB steigert Gewinn 2023 massiv
  • usw.

Gründe für den Rekordgewinn der Banken

Wie bereits eingangs erwähnt, möchten wir in diesem Beitrag etwas näher darauf eingehen, warum die Banken im Jahr 2023 deutlich mehr verdient haben.

Grundsätzlich wird der Geschäftsertrag der Banken in drei Bereiche unterteilt:

  1. Zinsdifferenzgeschäft
  2. Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft
  3. Handelsgeschäft

Nun schauen wir, wie sich die Banken diesbezüglich entwickelt haben. Welcher Geschäftsbereich hat wie viel zur Ertragssteigerung beigetragen? Dies sehen Sie in der folgenden Tabelle. Mit Ausnahme der Thurgauer Kantonalbank, die einen hohen Ertrag im Handelsgeschäft aufgrund von geglückter Devisenabsicherungen verbuchte, ist bei den anderen Banken praktisch die gesamte Ertragszunahme auf das Zinsdifferenzgeschäft zurückzuführen.

Zunahme Geschäftsertrag*Beitrag ZinsdifferenzgeschäftBeitrag Kommissions- und DienstleistungsgeschäftBeitrag Handelsgeschäft
Basler Kantonalbank+ 75.4 Mio.93 %-1 %7 %
Bank Cler+ 9.2 Mio.186 %-82 %-4 %
Thurgauer Kantonalbank+ 56 Mio.56 %6 %38 %
Zürcher Kantonalbank+ 438 Mio.95 %3 %1 %
*ohne übriger ordentlicher Erfolg

Diese Erkenntnis deckt sich mit der Schlagzeile zur Zürcher Kantonalbank «Starkes Zinsergebnis: ZKB steigert Gewinn 2023 massiv».

Gut, das wäre somit geklärt. Der Gewinnsprung ist auf das Zinsdifferenzgeschäft zurückzuführen, also auf das Geschäft, das die Bank macht, wenn sie Gelder zu einem tiefen Zins entgegennimmt (Privat- und Sparprodukte) und zu einem hohen Zins in Form von Krediten (z.B. Hypotheken) verleiht.

Gehen wir einen Schritt weiter.

Wie erklären die Banken den Gewinnsprung im Zinsdifferenzgeschäft?

Die Bank Cler schreibt: “Das qualitativ einwandfreie und diversifizierte Hypothekarportfolio und das höhere Zinsniveau haben unter Berücksichtigung einer attraktiven Verzinsung der Sparprodukte zu einer Steigerung des Netto-Erfolgs aus dem Zinsengeschäft um 17,2 Mio. CHF (+9,6%) auf 195,4 Mio. CHF geführt.”

  • Kommentar: Leider nicht wirklich hilfreich. Gehen wir zur nächsten Bank.

Thurgauer Kantonalbank: «Der grösste Beitrag stammt aus dem Zinsengeschäft, wo der Brutto-Erfolg um 12,6 Prozent gestiegen ist. Da der Wertberichtigungsbedarf für Ausfallrisiken weiterhin moderat ist, resultiert auch in der Nettobetrachtung ein klares Plus von 11,6 Prozent.»

  • Kommentar: Keine weitere Erklärung, was zur Erhöhung des Netto-Zinserfolgs geführt hat. Gehen wir zur nächsten Bank.

Die Basler Kantonalbank schreibt in ihrer Medienmitteilung: «Dieser Zuwachs [gemeint ist der Zuwachs im Zinsgeschäft] basiert einerseits auf dem klassischen Zinsgeschäft, wo das Volumen gestiegen ist und sich gleichzeitig die Margen nach der Zinswende wieder normalisiert haben.»

  • Kommentar: Der Netto-Erfolg aus dem Zinsgeschäft hat um 18 % zugenommen. Die Bilanzsumme hat um 4.6 % abgenommen. Dass das Volumen der Grund für den Zuwachs im Zinsgeschäft war, ist deshalb nicht glaubwürdig. Es muss also an der Erhöhung der Zinsmarge liegen. Gehen wir zur letzten untersuchten Bank, der Zürcher Kantonalbank.

Zürcher Kantonalbank: «So steigt der Brutto-Erfolg im Zinsgeschäft um 31,5% auf CHF 1’870 Mio. Insbesondere im ersten Halbjahr hat es Rückenwind durch die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und die weiter gestiegene Zinskurve gegeben. Sparerinnen und Sparer profitieren, da ihr Erspartes wieder verzinst wird: Die Bank hat ihre Sparzinsen 2023 drei Mal erhöht.»

  • Kommentar: Man merkt, dass es der Zürcher Kantonalbank etwas unangenehm ist, in Zeiten von für Schweizer Verhältnisse hohen Inflationsraten einen solchen Gewinnsprung zu kommunizieren. Sie verweist deshalb auf die positiven Zinsen, von denen die Kunden wieder profitieren und schiebt eine weitere sehr aufschlussreiche Erklärung nach:

«Dabei ist die Zinsmarge zwischen Sparzinsen und durchschnittlichen Hypothekarzinsen im Bestand nicht gestiegen, da Hypothekarzinsen träge auf ein verändertes Zinsumfeld reagieren. Die Bank profitierte insbesondere davon, dass die Umschichtung von Kundengeldern auf höher verzinste Anlagemöglichkeiten in der ersten Jahreshälfte langsamer als erwartet erfolgt ist.»

  • Kommentar: Rein sachlich betrachtet ist die Situation also so. Die Zinsen auf Privatkonten wurden tief gehalten. Weil die Kunden ihre Gelder nicht auf die höher verzinslichen Sparkonten umgeschichtet haben, konnte die ZKB die Zinsmarge ausweiten.

Fazit – Bankprodukte sind zu wenig kundenorientiert

Die heutigen Bankprodukte sind so gestaltet, dass sie nur denen einen Mehrwert bieten, die sich aktiv um ihre Finanzen kümmern. Wer sich nicht um seine Finanzen kümmert und bei Bedarf auch mal den Anbieter wechselt, profitiert nicht.

Das könnte man aus unserer Sicht besser machen. Wir haben da auch schon eine Idee, wie. Wir nennen es «Dynamisches Cash-Management». Stellen Sie sich vor, Sie könnten festlegen, wie viel Geld Sie auf dem Privatkonto als Liquiditätsreserve haben möchten. Nehmen wir an, Sie benötigen 1’000 Franken. Alles, was darüber ist, wird immer automatisch auf das Sparkonto übertragen. Wenn also der Lohn auf dem Privatkonto eingeht, wird er automatisch auf das Sparkonto übertragen.

Wenn Sie einen Einkauf für 500 Franken tätigen, dann wir dieser Betrag vom Privatkonto abgebucht und gleichzeitig wird ein Übertrag von 500 Franken vom Sparkonto aufs Privatkonto vorgenommen, um die gewünschte Liquiditätsreserve von 1’000 Franken wieder «herzustellen».

Mit einem solchen dynamischen Cash-Management hätten Sie Gewähr, maximal von den höheren Zinsen auf dem Sparkonto zu profitieren. Einzig die üblichen Rückzugsbeschränkungen, die auf Sparkonten gelten, müssen natürlich berücksichtigt werden. Das mühsame hin- und herschieben von Geld aber entfällt.

Wie sich die Zinsen entwickelt haben?

Zum Abschluss möchten wir Ihnen zeigen, wie sich die Zinsen in den vergangenen ein, zwei Jahren entwickelt haben und dazu ein paar Hintergrundinformationen geben:

  • Die Marktzinsen (SNB Leitzins / Saron) waren bis Anfang 2022 im negativen Bereich. Diese negativen Zinsen haben die Banken nur teilweise an ihre Kunden weitergegeben. Wir selbst haben es aber erlebt, dass Banken sogar mehr als 0.75 % Negativzinsen verlangt haben, in unserem Fall waren es mal 0.85 %. Dabei muss man wissen, dass die Banken nur auf einem Teil ihrer Gelder bei der Nationalbank überhaupt Negativzinsen bezahlen mussten. So stark gelitten, wie man nun aufgrund der Grafik meinen könnte, haben die Banken also nicht.
  • Trotzdem ist der Anstieg der Zinsen für die Banken eine Entlastung. Die Marktzinsen sind nun wieder höher als die Zinsen auf den Kundenkonten. Wenn die Banken davon sprechen, dass sich die Zinsen «normalisiert» haben, ist genau das gemeint. Es ist üblich, dass die Banken weniger Zinsen bezahlen, als man «am Markt» bekommen würde. Die Banken müssen und wollen bekanntlich auch etwas verdienen mit ihren Dienstleistungen, die sie anbieten. Die aktuelle Frage ist vermutlich einfach, wie viel ist genug und wie viel ist zu viel / nicht mehr anständig?
Quellen zur Grafik: SNB Leitzins und Saron; Ø 3a-Zins (eigene regelmässig erhobene Daten)