Sind Ihre Aktien-Anlagen stark gestiegen, möglicherweise stärker als Sie es sich erhofft haben? Dann spielen Sie möglicherweise mit dem Gedanken, die Börsengewinne «mitzunehmen». In diesem Beitrag gehen wir auf diese verbreitete Praxis ein, und sagen Ihnen, wann die Gewinnmitnahme sinnvoll ist und wann weniger.

Inhalt

Was versteht man unter «Gewinnmitnahme»?
Wo liegt der Denkfehler, wenn man Gewinne mitnehmen will?
Wann ist eine Gewinnmitnahme trotzdem sinnvoll?
Unsere Empfehlung

Was versteht man unter «Gewinnmitnahme»?

Gewinnmitnahme meint, dass man Kursgewinne durch den Verkauf der Anlage realisiert. Das ist möglich, wenn der Kurs seit dem Kauf gestiegen ist. Der Kursgewinn ergibt sich aus der Differenz zwischen dem niedrigeren Kaufpreis – dem sogenannten Einstandspreis – und dem höheren Verkaufspreis.

Anlagen kann man grundsätzlich in zwei Typen unterteilen, in Anlagen mit Wertschwankungen und Anlagen ohne Wertschwankungen. Wer Gewinne mitnehmen will, denkt in diesen beiden Anlageformen.

Beispiele
1. Anlagen mit WertschwankungenAktien, Obligationen, Immobilien
2. Anlagen ohne WertschwankungenSparkonto, Kassenobligationen

Beispiel für eine Gewinnmitnahme

Angenommen Sie haben 100’000 Franken geerbt. Da Sie das Geld nicht brauchen, legen Sie es in Aktien an. Nach einem Jahr haben diese Aktien 125’000 Franken Wert. Dies hat Ihre kühnsten Erwartungen übertroffen.

Sie sind skeptisch ob der positiven Entwicklung und vermuten, dass der Markt übertreibt und es demnächst zu einer Korrektur kommen könnte. Sie machen sich deshalb Sorgen, dass der Gewinn wieder dahinschmelzen könnte. Also verkaufen Sie die Aktien und realisieren den Gewinn von 25’000 Franken.

SparkontoWertschriften
AusgangslageCHF 100’000CHF 0
1. Schritt: Kauf der AnlagenCHF 0CHF 100’000
2. Schritt: Verkauf der Anlagen (zu einem höheren Preis)CHF 125’000CHF 0
GewinnCHF 25’000

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Wo liegt der Denkfehler, wenn man Gewinne mitnehmen will?

Gewinne mitzunehmen, ist grundsätzlich nichts schlechtes. Doch was machen Sie, nachdem Sie die Gewinne mitgenommen haben? Eines ist sicher. Sie haben Blut geleckt. Es ist wie im Casino: Wer mal Gewinne gemacht hat, der kommt früher oder später wieder, um es erneut zu versuchen. Also sind die Chancen hoch, dass auch Sie es früher oder später wieder versuchen wollen.

In einem ersten Schritt freuen Sie sich sicher darüber, dass der Gewinn nun auf sicher ist. Nach kurzer Zeit werden Sie sich wahrscheinlich fragen, ob Sie nicht doch wieder investieren sollten. Auf dem Sparkonto kriegen Sie ja nach wie vor kaum Zinsen. Zudem nagt die Inflation am Wert des Geldes auf dem Sparkonto. Wenn Sie es jetzt einfach auf dem Sparkonto liegen lassen, können Sie damit in zehn oder 20 Jahren wahrscheinlich deutlich weniger kaufen.

Also werden Sie versuchen zu warten, bis die von Ihnen erwartete Kurskorrektur erfolgt ist. Vielleicht haben Sie Glück und Sie können so schon bald wieder günstig einsteigen. Es ist aber auch möglich, dass die Börsenkurse weiter steigen und dass Sie sich ärgern, warum Sie die Aktien verkauft haben.

Sie sehen also, das Realisieren des Gewinns stellt Sie vor neue Herausforderungen. Denn die Geldanlage nimmt immer mehr von Ihrer wertvollen Zeit in Anspruch, indem Sie versuchen, den richtigen Zeitpunkt für den Kauf und Verkauf von Aktien zu finden. Sie müssen achtgeben, dass Sie nicht zum Trader werden, der in immer schnelleren Abständen versucht, Gewinne zu machen und mitzunehmen. Das war ja eigentlich nicht die Idee, oder?

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Wann ist eine Gewinnmitnahme trotzdem sinnvoll?

Gewinne mitzunehmen macht nur dann Sinn, wenn Sie nicht mehr lange Zeit für die Geldanlagen haben. Das ist etwa der Fall, wenn:

  • Sie ein Eigenheim kaufen wollen oder andere grosse Anschaffungen bevorstehen
  • oder Sie kurz vor der Pensionierung stehen.

Schauen wir uns die zwei Fälle genauer an.

Gewinne realisieren beim Kauf eines Eigenheims

Angenommen Sie haben vor zehn Jahren einen Fondssparplan eingerichtet. In diesen zehn Jahren haben Sie 50’000 Franken angehäuft. Sie möchten demnächst ein Eigenheim kaufen und brauchen die 50’000 Franken als Eigenmittel. In diesem Fall empfiehlt es sich, die Anlagen zu verkaufen. So wissen Sie, womit Sie kalkulieren können.

Dasselbe Prinzip gilt für andere Sachen, die Sie sich demnächst leisten möchten, wie zum Beispiel eine Weltreise. Sobald Sie sich solche Ausgaben fix eingeplant haben, sollten Sie sich überlegen, ob Ihr Anlagehorizont noch genügend lang ist für Ihre Geldanlagen.

Vor der Pensionierung müssen Gewinne nicht zwingend realisiert werden

Ein anderes Beispiel: Angenommen Sie haben mit 40 geerbt und haben das Erbe in Wertschriften angelegt, damit Sie auch im Ruhestand genug zum Leben haben. Sie sind nun 60 Jahre alt und stehen fünf Jahre vor der Pensionierung. Gut möglich, dass Ihre Anlagen in den 20 Jahren einiges an Wert gewonnen haben. Weil Ihr Anlagehorizont sich verkürzt hat, kann es nun sinnvoll sein, die Anlagen sukzessive zu verkaufen und so die Gewinne der Börse mitzunehmen.

Sollten Sie unterdessen aber so viel Geld haben, dass Sie gar nicht mehr zwingend auf das Geld angewiesen sind, können Sie es auch investiert lassen. Der Anlagehorizont kann über Ihre Lebenserwartung hinausgehen, falls Sie Ihre Erben in die Planung miteinbeziehen.

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Unsere Empfehlung: Investieren Sie langfristig und halten Sie an Ihrer Anlagestrategie fest

Unsere Empfehlungen an Sie:

  • Investieren Sie langfristig, am besten mit passiven Fonds.
  • Freuen Sie sich über gemachte Gewinne.
  • Ärgern Sie sich nicht, wenn Gewinne wieder verloren gehen. Rücksetzer gehören genauso zur Geldanlage wie Gewinne.
  • Realisieren Sie Gewinne nur, wenn sich Ihr Anlagehorizont verkürzt hat oder wenn sich Ihre Risikofähigkeit aus anderen Gründen reduziert hat.
  • Setzen Sie Ihre wertvolle Zeit für wichtigere Dinge in Ihrem Leben ein als für Market-Timing.

Zu unserer Motivation, diesen Beitrag zu schreiben

Für uns von finpension kommt es nicht darauf an, ob Sie Anlagen häufig kaufen oder verkaufen. Dies, obwohl wir keine Gebühren auf Transaktionen verlangen. Es erhöht nicht unsere Kosten, wenn Sie häufig handeln. Es entspricht schlicht nicht unserer Überzeugung, dass man mit aktivem Trading nachhaltig Geld verdienen kann. Deshalb haben wir diesen Beitrag geschrieben.

Anlagerisiken reduzieren: Diese drei Möglichkeiten haben Sie bei finpension

Falls wir Sie nicht überzeugen konnten und Sie trotzdem Ihre Anlagerisiken reduzieren möchten, gibt es drei unterschiedliche Möglichkeiten:

  • 1. Variante: Sie passen Ihre Anlagestrategie individuell an (Self-Select > Selbstbestimmt) und fügen den folgenden Geldmarktfonds zum Portfolio hinzu. Beim Geldmarktfonds handelt es sich um Obligationen mit sehr kurzer Laufzeit. Weil sie sehr kurze Laufzeiten aufweisen, sind die Kursschwankungen vergleichsweise tief. Der Geldmarktfonds kann deshalb als Alternative zur Auszahlung auf ein Privatkonto angesehen werden.
FondsbezeichnungISINTER 
Liquidität
Pictet CH-Short-Term Money Market CHF -P dyCH00112923120.15 %Factsheet
  • 2. Variante: Sie erfassen einen Übertrag auf ein anderes Portfolio (Vorgehen wie bei der Variante 3) mit einer anderen Anlagestrategie, die weniger Anlagerisiken aufweist. Diese Variante hat den Vorteil, dass Sie die Anlagestrategie auf dem Portfolio, von wo Sie der Übertrag erfassen, für später beibehalten können.
  • 3. Variante: Sie erfassen eine Auszahlung. Auszahlungen können Sie wie folgt auf dem Portfolio erfassen:

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